Workshops 2022

Workshops 2022

Sabina Holzer & Kilian Jörg
Reasonable Messages from Unreasonable Dances

© Sabina Holzer
Adv
Week 2, 18.7.–22.7.2022
14:45–17:15 / XL +Doz
Arsenal C

Künstlerische Forschung

Improvisation X Theorie

Ja, es gibt riesige Territorien, mit denen man nur als bewegter, d.h. tanzender Körper in Berührung kommen kann. Alles scheint dort anders zu sein: Vergangenes verbindet sich mit Zukünftigem; das Selbst und das Kollektiv vermischen sich, seltsame Kreaturen – Pflanzen, Tiere, anorganische Partikel, Mikroben und Menschen – bilden Assemblagen, die wir irgendwie als die „unseren“ bezeichnen. Wie können wir diese Erfahrungen teilen? Welche Art von Botschaften können wir von diesen exquisiten, geheimnisvollen Orten mitnehmen? Welche Art von Überlegungen gibt es in dieser unruhigen Materie des lebendigen Chaosmos? Wie können wir sie weniger geheimnisvoll und ... vernünftiger machen – sogar viel vernünftiger als die alten westlichen Argumentationen es zulassen!

Vernunft – ein großer Begriff der westlichen Philosophie – kommt im Bereich der Tanzpraxis nicht oft vor. Und warum sollte er auch? Der größte Teil der Geschichte der Philosophie befasst sich mit der Unterdrückung des Körpers und seiner körperlichen Zuordnungen. Ein vernünftiger Gedanke galt lange Zeit als derjenige, der am radikalsten vom Körperlichen abstrahiert, um außer-weltliche Klarheit zu erlangen. In Zeiten der ökologischen Katastrophe haben wir jedoch das Gefühl, dass diese Abstraktionen mehr Schaden als Nutzen bringen. Wir müssen Wege der Beziehung und des Denkens finden, die den vielfältigen Problemen dieses Planeten gerecht werden.

Indem wir uns mit unseren sprechenden, träumenden, denkenden, begehrenden und erfinderischen Körpern verbinden, hinterlassen wir Spuren von Wünschen und Weisheiten über uns selbst und die Welt, in der wir leben. Durch nonverbales Schreiben in Raum und Zeit werden einige philosophische Theorien und Fiktionen diskutiert, um Wissenschaft, Theorie, Fiktion und Erfahrungen zu verknüpfen. Bei der Erkundung der Räume um die Worte herum und der Gelegenheit, dieser Polyphonie zwischen allen möglichen Körpern zu lauschen, werden wir in Erstaunen versetzt. Wie kann man sich der Intelligenz des Körpers nähern, ohne den Körper dem großen Wort der Vernunft unterzuordnen? Wie kann man den vielfältigen Überlegungen der Körper folgen und sie befreien? Eine ganz andere Ökologie der Aufmerksamkeit erwartet uns hier und will ihre Potenziale teilen.

Sabina HolzerKilian Jörg
© Kilian Jörg & Sabina Holzer
© Jack Hauser