Berührung wurde in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege an die Grenzen des Berufslebens und der sozialen Akzeptanz verbannt. Die Besonderheiten von Berührung werden dabei selten erwähnt und viele adressieren Berührung nur im Nicht-Berührungsdiskurs. In diesem Workshop wird verkörperte Berührungserfahrung angeboten, die auf Phänomenologie, Bewusstseinsstudien und Body-Mind Centering® ruht. Sie definieren Berührung als primären Sinn, der in Wechselwirkung mit Bewegung steht und den anderen Sinnen, Denken und Bewusstsein zugrunde liegt und diese unterstützt.
Was ist Berührung? Welche Qualitäten von Berührung gibt es? Was ist die Qualität eines positiven Gebrauchs von Berührung? Wir werden die Subjektivitäten, Gemeinsamkeiten und die Erfahrungsunterschiede untersuchen, die sich aus sozialem Diktat, persönlicher Erfahrung und unterschiedlichen Sensitivitäten ergeben. Wir erforschen den Dialog von Berührung und ihre Beziehung zu Bewegung. Wie funktioniert Berührung als nicht-visuelle Form der Kommunikation und kann so Menschen ohne Sicht zugänglich sein? Dabei ziehen wir die Grundlagen heran, die von Touchdown Dance aus der Contact Improvisation (von den Gründer*innen Steve Paxton and Anne Kilcoyne) übernommen wurden. Katy entwickelte diese über Body-Mind Centering® als Zugang zur Aufmerksamkeit für und zur Absicht von Berührung im Bewegungskontext weiter. Wir adressieren Berührungsqualitäten, die den Impulsen für Bewegungsausdruck zugrunde liegen: Kontakt mit dem Boden, mit dem Raum und miteinander. Wir untersuchen Berührungsdichte, das Abgeben von Gewicht, unterschiedliche Modalitäten, Ebenen und Formen des Dialoges.
Wir gehen dem Nicht-Berührungsdiskurs nach. Was sind die soziokulturellen Faktoren hinter einer negativen Haltung gegenüber zwischenmenschlicher Berührung? Gibt es so etwas wie natürliche oder neutrale Berührung? Dabei sprechen wir das Thema Vertrauen und nicht-hierarchische Strukturen genauso an wie die Fragen, wie wir Konsens sicherstellen und ‚nein‘ sagen. Wir werden Kontakt praktizieren, der Unterschieden Rechnung trägt und für die unterbewussten Aspekte des Selbst, die durch Berührung und Bewegung Ausdruck finden, durchlässig ist. In diesem Verständnis erleichtert Berührung weniger das Brechen von Grenzen als das Setzen von Grenzen.
Katy Dymoke