Workshops 2024

Workshops 2024

Kerstin Kussmaul macht in ihrem Workshop eine Bewegung, bei der sie mit weit ausgebreiteten Armen in Richtung der Decke schaut. Die Bildrechte liegen bei Karolina Miernik

Kerstin Kussmaul
Rewilding the Matrix – Habitats of Movement

© Karolina Miernik
Adv
Week 1, 15.7.–19.7.2024
11:40–13:40
Arsenal C

Aus biologischer Sicht weist die Matrix auf den Ursprung der Dinge hin. So heißt Matrix „Muttertier“ oder Gebärmutter. Zoomt man in den Körper hinein, findet man die extrazelluläre Matrix – das Bindegewebe, in das alle Zellen eingebettet ist. Diese extrazelluläre Matrix schafft eine Umgebung, eine Umwelt für die Zellen und sie steht auch in enger Verbindung mit unserem autonomen Nervensystem.

Was hat nun die Matrix mit Rewilding zu tun? Der Begriff „Rewilding“ wird verwendet, um eine ökologische Regeneration zu beschreiben – das heißt, ein Ökosystem in die Lage zu versetzen, Gleichgewichte, Wechselwirkungen, günstige Bedingungen zum Gedeihen und eine bestimmte Verteilung von Ressourcen zu schaffen. In einem solchen Rewilding wird die biologische Vielfalt und Resilienz erhöht. Es geht also um die Wechselwirkung von individuellen Organismen mit dem Ökosystem. Und so ist es die Idee von „Umwelt“, die die extrazelluläre Matrix mit dem Rewilding verbindet.

Der Workshop Rewilding the Matrix zielt darauf ab, die Umgebung, die innerhalb unseres Körpers existiert, die extrazelluläre Matrix lebendig und vielfältig zu gestalten: Gedeihen lassen und Resilienz schaffen. Das gelingt durch die bewusste Verflechtung des Nervensystems mit dem Bindegewebe im Tun. Das Verhältnis von Zelle zur extrazellulären Matrix wird auch auf Makroebene widergespiegelt – als Verhältnis der einzelnen Körper zur Umwelt.

Diese somatische Erkundung ist sowohl langsam und tief und kann sich auch spontan und unkontrolliert ausdrücken. Wir sind immer gleichzeitig Tuende, Ruhende, Beobachtende und Beobachtete. Dieses Beobachten ist immer ein Anteilnehmendes, nie ein Urteilendes: ein with-nessing“, wie Philosophin Bracha Ettinger sagt. Wir gehen vom Sein zum Tun und zurück.

Mithilfe von Berührung, Improvisation und Vibration reorganisieren wir uns in Solo und Ensembleexperimenten. Gruppen sind die Vielfältigkeit in uns. Wiederholung und Variation sind es, die unser Nervensystem beschäftigen und durch die wir gleichzeitig loslassen können. Wir üben, radikal erfahrungsorientiert und neugierig zu sein. Manchmal reduzieren wir unsere Gewohnheit, zu sprechen, um das zu finden, was keine Sprache hat.

Die Teilnahme bedarf Erfahrung in somatischer Arbeit, egal welcher.

Kerstin Kussmaul
© Karolina Miernik
© Hamish Macdonald
© Hamish Macdonald
© Hamish Macdonald
© Emilia Milewska