Seit 2009 fasziniert mich der Lap Dance und wie er die zeitgenössische Performance bereichern kann. Für mich ist diese Tanzform eine Mikrostruktur, mit deren Hilfe ich das Phänomen der Live-Kunst und das Potenzial für Kommunikation und Austausch zwischen Performer*in und Publikum untersuche. Der Lap Dance ist der kommerziellen Ästhetik und Semiotik von Sex und Weiblichkeit entsprechend stark sexualisiert. Er kann als Formalisierung eines semiotischen Körpers gelesen werden, bei der Gesten, Bewegungen, Codes und Symbole der Weiblichkeit eingesetzt werden, um Sexualität zu performen. Da Kunst und kommerzielle Unterhaltung permanent miteinander verschmelzen, besteht meines Erachtens ein großes Potenzial, diese Formen der Unterhaltung zu analysieren, zu recherchieren, sie sich anzueignen und zu dekonstruieren. Ich möchte betonen, dass ich weder den Lap Dance als solches noch seine Begleiterscheinungen kritisieren will. Vielmehr möchte ich Themen aufgreifen, mit denen der Lap Dance sowohl das Konzept der Performance als auch das Publikum inspirieren kann, und zwar in Bezug auf die Ökonomie und die Politik der Privatsphäre, der Intimität und der Organisation von Körper und Raum in der Live-Kunst. In diesem Workshop machen wir uns den Lap Dance als Mikrostruktur zu eigen und setzen ihn ein, um choreografische und performancebezogene Themen rund um Distanz, Berührung, Atmosphäre, die Beziehung zu Sound, Präsenz, Präsentation, Eye Gazing und Atemsynchronisation in der Praxis zu untersuchen. Die von den Teilnehmer*innen konzipierten privaten Tänze werden informell für ihre geladenen Gäste präsentiert.
Dani Brown