Wie destillieren wir eine Idee, bis wir verstehen, was uns an ihr interessiert? Wie kommen wir vom Brainstorming, den Bildern, Erfahrungen und Referenzen zur körperlichen Arbeit? Wie artikulieren wir die verschiedenen Körper-, Klang- und szenografischen Materialien? Welchen Platz nimmt der kreative Prozess in der Welt um uns herum ein?
In diesem Workshop erkunden wir diese Fragen als inhärente Elemente des Schaffensprozesses, die keine allgemeingültigen Antworten suchen, sondern ein Hinterfragen, ein Zuhören, eine Entscheidungsfindung, die Intuition oder ein Experiment aktivieren. Wir gehen von der Idee aus, dass eine Kreation ein Prozess der Erforschung des Imaginären ist und gleichzeitig eine konkrete Art und Weise, uns mit der Realität, die uns umgibt, in Beziehung zu setzen und uns vor sie zu stellen. Aus diesem Grund beziehen wir uns auf die Zeit und den Raum, die den Schaffensprozess verschleiern, als einen Akt des Widerstands gegen Konzepte wie Produktivität, Schnelligkeit, Effizienz und Vollendung, die die zeitgenössische Gesellschaft kennzeichnen und versuchen, sich mehr und mehr in das künstlerische Schaffen einzumischen.
Ziel dieses Workshops ist es, Arbeitsmethoden zu entwickeln, die Recherche, Praxis und Diskussion anregen. Anhand von Begriffen wie Widerstand, Unbekanntes, Konflikt oder Grenzen werden wir uns in Übungen vertiefen, die das Verlassen der bereits eingeschlagenen Wege oder erkennbarer Formeln beinhalten, um die Entdeckung neuer Räume zu fördern, von denen aus Impulse für den Schaffensprozess ausgehen. In dem Workshop werden die Teilnehmer*innen an den eigenen Projekten, Interessen oder Anliegen arbeiten. Die praktischen Übungen, die sowohl individuell als auch kollektiv ausprobiert werden, münden in Diskussionen, die den Lernprozess fördern und so im Gegensatz zu herkömmlichen Unterrichtspraktiken einen gemeinsamen Ort für den Austausch von Praktiken, Ideen und Standpunkten schaffen. Das Hauptziel dieses Workshops ist es, die Werkzeuge zu identifizieren, die es uns ermöglichen, das Potenzial jedes Prozesses zu entdecken und gleichzeitig einen kritischen Blick auf unsere eigene Arbeit zu entwickeln.
2016 begannen German Jauregui und Antía Díaz Otero eine künstlerische Zusammenarbeit, die die Bereiche Kreation, Recherche und Unterrichtstätigkeiten umfasst. Sie kreierten gemeinsam die Stücke Isaac y Diola (2016) und Rassemblement (2019). Ausgehend von diesen Werken und ihren früheren Erfahrungen begannen sie mit einer Reflexion über den Schaffensprozess, seine Methoden und Organisationsformen. Aus all diesen Praktiken entstand der Workshop An approach to a creation process, der in verschiedenen Zentren, Festivals und Universitäten wie unter anderem der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Deutschland), der Iwanson International School of Contemporary Dance in München (Deutschland), der SEAD-Salzburg Experimental Academy of Dance (Österreich) und dem Marosi Festival (Italien) abgehalten wird.
German JaureguiAntía Díaz Otero