„Ist es in der Tat nicht merkwürdig, da, seit der Mensch geht, niemand sich je gefragt hat, warum er geht, wie er geht, ob er geht, ob er besser gehen könnte, was er beim Gehen tut, ob es kein Mittel gäbe, seinen Gang zu reglementieren, zu verändern, ihn zu analysieren? Fragen die jedes philosophische, psychologische und politische System, das die Welt je beschäftigt hat, angehen?“ – Honore de Balzac
„wider-stand-gegen-lauf-vor-gang-ab-sprung-hoch-flug-tief-stand-auf“ – Semier Insayif
Jeden Tag verlagern wir das Gewicht viele tausende Male von einem Fuß auf den anderen und über die Füße verbinden wir uns mit dem Boden, der Erde. Das Gehen ist die elementarste und am häufigsten wiederholte Koordination, die nahezu alle Bewegungsprinzipien der komplexen menschlichen Fortbewegung zeigt. In diesem Workshop untersuchen und wieder-entdecken wir das Gehen als vielschichtige tägliche Praxis und re-sensibilisieren die Füße als Tastorgane die unsere Umwelt erfühlen. Das Gehen bietet auch eine Art von „posturing“ also ein dynamisches Bewusstmachen von Haltung, anatomischer Ausrichtung und Gewohnheiten. Wir werden uns über die Bodenarbeit und via sensorischer Experimente auf das Gehen vorbereiten und in verschiedenen Geh- und Laufmotiven sowie kleinen Sequenzen mal analytisch, mal meditativ, mal ausgelassen das Gehen ins Tanzen bringen und das Tanzen ins Gehen.
Die Analyse des Gehens ist ein fundmentales Konzept aus der Axis Syllabus Recherche. Die Teilnehmer_innen sind eingeladen, sich von der Kunst, Analyse, Geschichte und Alchemie des Gehens inspirieren zu lassen. Wir werden theoretisch sein, etwas zeichnen, natürlich gehen, auch raus-gehen und tanzen.