Die Wiener Choreografen und Perfomer Michael Turinsky und Georg Blaschke laden mit DYS_FUNCTIONAL BODIES das erste Mal gemeinsam zu einer konzentrierten Auseinandersetzung mit ihren persönlichen Zugängen zu choreografischem Denken und somatischer Praxis ein.
Michael Turinsky: Verortet in meiner Positionalität als behinderter Performer sowie anknüpfend an die Überlegung, wonach kompositorische Praxis sich immer auch in der Begegnung von Choreografen-Körper und Performer-Körpern ereignet, nimmt meine choreografische Praxis ihren Ausgangspunkt von der spezifischen Materialität meines eigenen Körpers, dessen spezifischer Wirkungskraft (agency), dessen Verhältnis zu Raum und Zeit, zu Wiederholung und Variation, zu Bewegungsfluss und -unterbrechung. Formale Grundentscheidungen haben so gesehen stets den inhärenten formalen Tendenzen des Materials Rechnung zu tragen – und das heißt, zunächst und vor allem, der funktionalen Differenz der beteiligten Körper. Mit anderen Worten: Wie lässt sich der von einem als „funktional different“ markierten Körper ausgehende Anstoß so nutzen, dass dieser „Anstoß“ nicht nur die choreografischen Grundstrukturen, sondern auch die kinästhetische Textur über die Körpergrenzen hinweg buchstäblich „in-formiert“.
Georg Blaschke: Während der letzten Jahre habe ich in meiner choreografischen Recherche eine Form von skulpturalem Denken entwickelt, die sowohl auf der Praxis somatischer Methoden – vorrangig der Feldenkrais Methode – als auch auf phänomenologischen Konzepten der bildenden Kunst gründet. Mich interessieren besonders folgende Gegenüberstellungen:
Die Fragmentierung von Bewegung versus Der Bewegungsfluss
Das anatomisch „normale” Körperbild versus Das Bild des „deformierten” oder „erweiterten” Körpers
Die Dualität von Zentrum und Peripherie des Körpers versus Die nicht-hierarchische Sensibilisierung von Körperteilen
Die Stabilität im eigenen Skelett versus Die Dynamische Balance durch die Berührung eines anderen Körpers
Diese Gegenüberstellungen öffnen ein Feld in welchem sich in wiederkehrenden Abfolgen prozesshaft Körperpraxis, Partner_innenarbeit und choreografische Recherche wechselseitig beeinflussen und verfeinern.
Michael Turinsky und Georg Blaschke öffnen mit ihrer Begegnung einen künstlerischen wie methodischen Diskurs, verweben ihre Ansätze und stellen mit den Teilnehmer_innen Normen und Normalitäten auf den Kopf.
Michael TurinskyGeorg Blaschke