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Ein Tanz besteht aus Körpern in Raum und Zeit. Viele Tanzausbildungen und künstlerische Rechercheprozesse setzen Grenzen in Bezug auf Sexualität in einem “seriösen” künstlerischen Kontext. Beim Praktizieren von BDSM oder Tantra steht zwar der Körper mit seinen Emotionen und Empfindungen im Fokus, dabei kann aber das Bewusstsein für Zeit, und vor allem für den Raum, zu kurz kommen. In der Tat aber unterscheiden sich Gruppenrituale oder Playparties nur unwesentlich von einer Performance, bei der die Rollen der Performer_innen und der Zuschauer_innen sich ständig verschieben und überlagern.
In diesem Workshop beruft sich David auf seinen professionellen Hintergrund als Tänzer/Choreograf/Dozent und auf seine Erfahrungen mittels bewusst gelebter Sexualität eine Brücke zwischen künstlerischem und persönlichem Prozess zu schlagen. Sein Film "Quintet - a choreopornographic experiment", der die Gratwanderung zwischen Pornografie und Kunst erforschte, hatte beim Pornfilmfestival Berlin 2013 Premiere.
Ein Performer mit großem “P” sein (um sich einen Ausdruck von Grotowski zu leihen) bedeutet nicht (nur), Menschen zu unterhalten, oder Geschichten und Bilder zu repräsentieren, sondern ein globales, verkörpertes Bewusstsein für seine Umgebung zu entwickeln. Performer_innen haben idealerweise die Fähigkeit, sich komplett in Trance zu verlieren und zur gleichen Zeit ihre Lage objektiv analysieren zu können.
In dem Workshop werden wir mit einfachen Improvisationsübungen alleine und in der Gruppe arbeiten, die uns ermöglichen, Zeit und Raum auf unterschiedliche Art und Weise wahrzunehmen. Wir werden uns dann mit Begehren und erotischer Energie auseinander setzen, um Material zu generieren und reflektierend mit diesen Bewusstseinszuständen als Teile einer Komposition zu arbeiten. Wir werden Szenen nicht nur aus persönlichem Begehren heraus behandeln, sondern auch nach ästhetischen und künstlerischen Gesichtspunkten.
Dabei geht es nicht darum, Freiheit und Spontaneität einzuschränken. Vielmehr können durch Strukturen neue Möglichkeiten entstehen, die andere Nuancen und Ästhetiken in unser Spiel mit einfließen lassen. Ein erhöhtes Bewusstsein für Zeit und Raum kann zu einer erweiterten Wahrnehmung für einander und von der Welt, in der wir leben und spielen, führen.
David Bloom