Der nicht gerade zart besaitete Kultregisseur Quentin Tarantino (Pulp Fiction, Kill Bill) sei „ein Chorknabe“, gemessen an „der blanken Brutalität, die Shakespeare heraufbeschworen hat“. Diesen Vergleich setzt Needcompany-Mastermind Jan Jauwers vor seine Inszenierung von Billy’s Violence, in die zehn Tragödien der englischen Theaterikone eingearbeitet sind. Die Needcompany macht Shakespeares Werke nackt bis auf die Knochen und stellt drängende Fragen: Warum Gewaltdarstellungen bis heute so anziehend wirken und ob sich über Shakespeare Wege aus der Hassspirale finden lassen. Lauwers’ Sohn Victor Afung verbindet unter anderem Othello, Romeo und Julia oder König Lear mit Macbeth, Hamlet und Titus Andronicus. Das Hauptaugenmerk liegt auf den prekären Frauenfiguren in diesen Dramen und auf ihrem gesellschaftlichen Kontext. Denn Shakespeares Stücke entstanden in Zeiten von Hexenverbrennungen, Pest und Sklaverei. Am Ende, so viel sei vorab verraten, steht keine*r der Darsteller*innen „unangepatzt“ im Applaus des Publikums.