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Nikima Jagudajev und Lester St Louis schlagen einen interdisziplinären Ansatz für choreografische und musikalische Komposition durch Spielstrukturen vor. Das Ziel des Kurses ist es, die Studierenden bei der Entwicklung ihrer künstlerischen Vision durch Games- und Spieltheorie zu unterstützen. Während der Dauer des Workshops entwickelt jede*r Teilnehmer*in ein räumliches und / oder körperliches Spiel sowie eine Anleitung zu dessen Gestaltung. Wir bauen auf diesen Prozess auf, indem wir die relevante Theorie lesen und diskutieren, Bewegungsübungen machen, Musik aufnehmen und mit dramaturgischen Strukturen wie Ursache und Wirkung, Loops, Traps und Rennen sowie Problemen mit mehreren Ausgängen experimentieren. Die Gebrauchsanweisung, die als dramaturgisches Werkzeug dient, umfasst Aspekte wie Regeln, Dauer, Raum, die Elemente, aus denen sich das Werk zusammensetzt und die verschiedenen Akteur*innen, die im Spiel sind.
Wir werden den Akt der Komposition des White Cube im Kontext der white-supremacist-history und untersuchen, wie performative Praktiken mit dieser Tradition in Konflikt geraten können. Wir werden Fragen stellen wie: Was ist relevant in einem großen leeren Raum ohne die Codes des Theaters, aber dennoch in Bezug darauf? Wie kann man mit Fokus, Aufmerksamkeitsfächern und der Rolle der*s Besucher*in als Beobachter*in, aber auch als Teilnehmer*in arbeiten? Wie erweitern wir unsere Komfortzone, um das volle Potenzial des Werks auszuschöpfen? In Anlehnung an die Schriftstellerin und Wissenschaftlerin Sara Ahmed ist der Raum, in dem wir uns aufhalten, ein weißer Raum, in dem weiße, able-bodied (also physisch „gesunde“) Menschen die Fähigkeit haben, sich auszudehnen, da die Oberflächen ihrer Körper unbemerkt bleiben. Sich Raum zu nehmen ist ein Luxus, zu dem nicht jede*r Zugang hat. Der White Cube, der Galerieraum, hat eine konservative, weiße, westliche Geschichte. Soziale Codes halten „schützen“ den*die Betrachter*in vor der „Unordnung“ der Kunst. Es gibt keinen Platz für den hörbaren Ausdruck von Emotionen oder für den Kontakt mit Fremden. Das Weißsein wird als Hintergrund für die Erfahrung gelebt.
Die Methode, die unser Kurs vorschlägt, ist etwas Unordentliches: ein Weg, den*die Besucher*innen als Spieler*innen einzubeziehen, welche an der Entstehung und Neugestaltung des Spiels beteiligt sind. Choreografie und Sound bieten eine andere Möglichkeit, sich in einem White Cube zu orientieren, eine andere Art, sich auf Kunst zu beziehen, nicht als etwas, von dem wir getrennt sind, sondern als eine integrative, unkontrollierbare und spontane Praxis des Zusammenseins, die offen für Kontamination ist.
Wir möchten die Teilnehmer*innen dazu anregen, darüber nachzudenken, wie musikalisches Material Choreografie und Bewegung hervorheben und mit ihnen ins Gespräch kommen kann. Dies wird mit instrumentalen und elektronischen Mitteln (z. B. Ableton Live, Synthesizer usw.) untersucht. Ausgehend von Jagudajevs laufendem, kollaborativem Live-Projekt Basically werden wir analysieren, wie und wo das musikalische Material für eine Live-Performance Analogien zur Choreografie aufweist und wo es eine Meta-Kontextualisierung zu den Strukturen des Werks darstellt. Darüber hinaus werden wir untersuchen, wie das Album als Teil des Werks, als Teil der gesamten Welt und als Hilfsmittel fungiert, das den*die Zuschauer*in außerhalb der Aufführung in diese Welt versetzt. Kollaboration, Welterschaffung, Bedeutungsgebung, klangliche Intervention und der Glaube an die Performance werden auf den Tisch kommen.
Das Wesentliche: die Ausstellung wird am 29. August 2024 im mumok eröffnet.
Nikima JagudajevLester St. Louis