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Research 2019

Research 2019

© Karolina Miernik

Steven Cohen
Body Scenography

© Karolina Miernik
Field Project
5.8.–9.8.
10:00–16:00
TQW 1

Body Scenography

Wenn wir unser physisches Selbst als mobile Bühne verstehen, als einen Ort, der zum Aufführen von Aktionen bestimmt ist ... an dem wir Dinge erschaffen können und auch lernen, Dinge durch Bewegung geschehen zu lassen, während wir zulassen, dass Menschen uns beobachten ... dann sind wir in der Lage, für die Zuschauer_innen einen Rahmen zu bilden, den sie befüllen können.

Das Field Project besteht aus mehreren Elementen. Es wird einen praktischen, physischen Teil sowie eine theoretische Ausarbeitung eines „eigenen“ Projekts geben, bei dem wir uns auf die Entwicklung einer eigenen Idee für eine performative Aktion bzw. eine Reihe von performativen Aktionen konzentrieren, die jede/r Teilnehmer_in bereits im Kopf haben sollte. Das heißt, wir werden einen Abschnitt jedes Tages dazu nutzen, über die Ideen aller Teilnehmenden zu sprechen, sie auszuarbeiten und für eine Umsetzung vorzubereiten, sei es in einem Museum, einem Theater, im öffentlichen oder irgendeinem anderen Raum – vorzugsweise auf diesem Planeten.

Abgesehen davon besteht ein typischer Tag (aber sei nicht überrascht, wenn es untypische Tage gibt – bei der künstlerischen Tätigkeit folgen wir einem organischen Fluss) aus einem allgemeinen, geführten Warm-up (für alle ihrem persönlichen Level entsprechend), das sowohl aufweckt als auch aufwärmt. Es wird kurze spielerische Sessions geben, in denen mögliche Formen der Bewegung (oder Nicht-Bewegung) einzeln oder in der Gruppe untersucht werden, je nachdem, was die Anwesenden wollen oder nicht wollen. Die Teilnehmer_innen kommen aus verschiedenen Disziplinen oder sind abseits jeglicher Disziplin tätig. Cliquengehabe, egal welcher Art, interessiert mich nicht.

Neues Bewegungsvokabular entwickle ich seit jeher, indem ich Bekanntes durch Einschränkungen des Körpers neu definiere: mithilfe von ungewöhnlichen Schuhen (z. B. Plateauschuhe), sperrigen Kostümen (z. B. Vorhänge), eingeschränkten Sinnen (z. B. Beleuchtung) etc. Ich werde dazu einfache Gegenstände mitbringen, um ein neues Verständnis dafür zu schaffen, was uns vielleicht zu vertraut ist und was wir für selbstverständlich halten. Wir werden zusammen Dinge ver-lernen. Wir werden eine Sprache deuten, die wir nicht sprechen. Wir werden Wege finden, präsenter und kommunikativer zu sein. Ich bitte die Teilnehmer_innen, einige (drei bis fünf) physische „Dinge“ ihrer Wahl mitzubringen, die für sie von Bedeutung sind. Ob es sich dabei um ein Kleidungsstück oder ein Schmuckstück oder etwas aus der Küche (oder aus dem Mistkübel) handelt, ein Werkzeug, ein Spielzeug, ein Möbelstück, bleibt jeder/m Einzelnen überlassen. Wenn du es dir besonders schwer machen und etwas Sperriges, Kostbares oder Zerbrechliches mitbringen möchtest, nur zu. Die Verantwortung dafür trägst du, nicht ich. Vorzugsweise nichts „Lebendiges“ – ich bin dazu da, dich zu ermutigen und zu unterstützen, nicht, deinen Hund zu füttern oder mir Sorgen um das Wohlergehen eines Papageis zu machen. Wir müssen versuchen, unsere Energiereserven vernünftig einzusetzen.

Für die Teilnehmer_innen, die sich trauen, sich selbst anzuschauen, werden wir auch mit Video-Sessions arbeiten und uns einige Zeit dafür nehmen, uns selbst „von außen nach innen“ zu betrachten. Alles, was in den Workshops passiert, und alles, was während der Arbeit gefilmt oder fotografiert wird, bleibt innerhalb der Gruppe. Einzeln und gemeinsam werden wir entscheiden, was wir behalten, löschen oder archivieren. Ich habe festgestellt, dass ich es am besten finde, wenn alles konsumiert wird und sich im Namen neuer Erkenntnisse in Luft auflöst.

Du kannst Ideen aus den Workshops mitnehmen und sie, wie und wo du willst, weiterentwickeln. Obwohl man mir manchmal unterstellt, mit meiner Arbeit provozieren zu wollen, ist das nie meine Absicht. Ich möchte einberufen, beschwören, hervorrufen. Arbeit kann Spaß machen und ich möchte auch lernen. Lasst uns einander beibringen, etwas entstehen zu lassen.
Steven Cohen wurde 1962 in Johannesburg, Südafrika geboren und lebt in Lille, Frankreich, Als visueller und performativer Künstler inszeniert er Interventionen im öffentlichen Raum und in Galerien und Theatern.

Steven Cohen
© Steven Cohen
© Steven Cohen
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Date: 24.04.2024, 03:07 | Link: https://www.impulstanz.com/research/pid4045/