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TARAB – die Tür zur verzauberten Sinnlichkeit oder Wie geht man mit dem kulturellen Erbe anderer Kulturen UND mit der eigenen um?
In der arabischen und iranischen Kultur geschieht TARAB, wenn der Körper von der Musik ergriffen und körperliche Wahrnehmung verstärkt wird. Dieser verstärkte Moment, in dem sich Körper und Musik vereinen, ist das Tor zu Ekstase und verzauberter Sinnlichkeit. Zu TANZEN, sich auf diese Vereinigung einzulassen, ist genau das, was in einigen islamischen Kontexten verboten ist. Die ekstatische Erfahrung, wenn Musik zu TARAB wird, ist verboten. Seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. kennen die Menschen in der iranischen Hochebene Heilungsrituale. Sie dienten der Verbindung mit kosmischen Kräften, aber auch sozialen Belangen wie Feiern, Trauer und Anbetung.
Das religiöse Tanzverbot wurde im Laufe der Jahre immer wieder aufgehoben; nach der iranischen Revolution von 1979 wurde das Tanzen schließlich unter Strafandrohung verboten. Das tänzerische Erbe der iranischen Hochebene ist daher bis heute weitgehend unerforscht geblieben. Auch die kulturellen Minderheiten wurden kolonisiert, und ihre anschließende Orientalisierung durch die neuen Eroberer führte zu einer anderen Form des Existenzverbots.
Die künstlerische Auseinandersetzung in diesem Field Project wird sich weitgehend auf unerforschte und unterrepräsentierte Bewegungsmaterialien des vorislamischen, nahöstlichen Kulturerbes konzentrieren, die den Prozess der Entfremdung bis in die Gegenwart verfolgen und mit der zeitgenössischen Tanzsprache in Dialog treten: Wie wurde TARAB vor dem Verbot verkörpert?
In dieser Woche lernen die Teilnehmer*innen Phrasen aus originalem Bewegungsmaterial aus der persischen Hochebene kennen. Dann werden verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit den Originalmaterialien erkundet und folgende Fragen gestellt:
Ein weiterer Aspekt der Recherche bezieht sich auf die Musik. Typisch für den Nahen Osten sind ungerade rhythmische Muster. Wir werden von einer live gespielten Originalmusik begleitet, bei der Tombak und Daf sowie andere in der iranischen Hochebene beheimatete Perkussionsinstrumente zum Einsatz kommen.
Die häufigsten Rhythmen in Verbindung mit Schlaginstrumenten und ihren Zahlen sind 3, 5 (2+3), 7 (2+2+3), 9 (2+2+2+3), 11(2+3+2+2), 12 (3+3+2+2), 13 (2+2+3+2+2), 16 (3+3+3+2+2) oder mehr (Grund-)Impulse – also nicht Vielfache von 2, wie es in der westlichen Musik Priorität hat.
In der Abfolge der Musik wird untersucht:
Das choreografische Material wird einen postkolonialen Blickwinkel einnehmen, um einen Kontrapunkt zu den weit verbreiteten Bildern von kommerzialisierten, sexualisierten und verwestlichten Versionen „nahöstlicher“ Tänze zu setzen.
Auf einer theoretischen Ebene wird folgendes diskutiert: