Research 2013

Research 2013

Mårten Spångberg
PRO SERIES | Choreographers are people that fear movement, therefore they organise them... (July 22 - August 2)

© Itay Marom
Pro Series
22.7.–2.8.
11:00–18:00
VOP 2

Choreographers are people that fear movement, therefore they organise them...

Choreografie ist ein Mittel für die Bezwingung und die Domestizierung von Tanz.

Improvisation ist eine Technik, die dafür genützt wird, TänzerInnen oder Menschen im Allgemeinen von folgenden Domänen zu befreien: Choreografie, Geschlecht, Gesellschaft, Sexualität, Psychologie etc.
Improvisation benutzt den Tanz.

Wir haben einen Auftrag: weder zu choreografieren, noch zu improvisieren, sondern den Befreiungsprozess umzudrehen. Unser Job ist es nicht, uns von etwas zu befreien, sondern den Tanz von uns zu befreien: dem Tanz sein Abenteuer zurückzugeben. Man sagt, ein Abenteuer ist eine Reise ohne Ziel, wie Wandern ohne Landkarte. Jede Reise kann abenteuerlich sein, aber das ist eine ganz andere Geschichte – ein Adjektiv ist nicht gerade ein Nomen.

Organisation ist ein Mittel für das Lokalisieren von Dingen, für das Domestizieren und Fixieren, worum auch immer es sich handelt: Dinge, Phänomene, Reisen. Dennoch: Abenteuer sollten organisiert werden und es geht dabei nicht darum, Dinge zu tun, die man gern tut oder gut kann. Sich auf ein Abenteuer zu begeben, ist wie das Organisieren der eigenen oder der kollektiven Entführung und Achtung: ein Abenteuer verlangt nach einem Lösegeld, wir wissen nur nicht in welcher Währung und wo und wann die Übergabe passieren soll. Ein echtes Abenteuer ist immer brutal. Seine Gewalttätigkeit hat jedoch keine bestimmte Ausdrucksform. Es gibt keinerlei Abenteuertechnik, aber es gibt Technologien für beides – Abenteuer und Entführung.

Dieses Pro Series beschäftigt sich mit Entführungschoreografie, was bedeutet, Choreografie als Praxis aufzugeben und sich stattdessen mit Choreografie als Technologie des Exorzismus unserer Wünsche in Bezug auf Ort, Glaubwürdigkeit und schließlich auf das Wissen, wie wir es kennen, zu befassen. In anderen Worten, es ist eine zweiwöchige Improvisationssession. Wohlgemerkt: Improvisation nicht als Adjektiv sondern als totales Nomen. Es ist ein Pro Series Projekt in dem wir tanzen, als ob es kein Morgen gäbe!

Mårten Spångberg
© Christer Spångberg
© Christer Spångberg