Immer noch stimmt die biblische Feststellung, dass ein Prophet nirgendwo weniger gilt als in seiner Heimat. Gegen verweigerte Anerkennung und das Vergessen im Tanz arbeitet die renommierte Forscherin und Autorin Andrea Amort seit Jahren mit großer Beharrlichkeit an. Wem ist zum Beispiel Erika Gangl noch ein Begriff? Zur Erinnerung: Die Linzerin war eine hochgeschätzte Pädagogin und Kämpferin für den avantgardistischen Tanz in Österreich. Jetzt widmet Amort der Künstlerin, die schon in den 1960ern John Cages Music for Piano interpretierte und 2000 im Alter von nur sechzig Jahren starb, eine Monographie. Diesen zusammen mit Tanja Brandmayr und Gerlinde Roidinger bei Hollitzer herausgegebenen Band stellt die Tanzhistorikerin jetzt vor. Dabei ist Amort eine verlässliche Quelle, denn sie hat seinerzeit selbst bei Gangl modernen Tanz und Ballett studiert.
Im Rahmen der Buchpräsentation Erika Gangl und der Neue Tanz (Verlag Hollitzer) durch die drei Herausgeberinnen Andrea Amort, Tanja Brandmayr und Gerlinde Roidinger werden auch Kurzstücke mit Live-Musik getanzt.
Von Alfred Pescheks legendären sieben musikgrafischen Blättern mit dem Titel poésies lyriques (1968/69) werden vier aufgeführt, darunter 1a pour danse seule von Marina Koraiman (Reenactment) und Rebekka Pichler (Tanz) unter der musikalischen Leitung von Till A. Körber, drei weitere mit dem Trompeter Gerhard Schwärzler (aus Pescheks neuem Ensemble), gestaltet von Sigrid und Peter Sommerfeld. Zur Uraufführung kommt zudem ein Stück von Marina Koraiman (Anleitung) und Rebekka Pichler (Tanz), das auf den Bewegungsprinzipien von Erika Gangl aufbaut und von Günther Gessert am Theremin unter Verwendung von Alfred Pescheks Elektronischen Stücken musikalisch behandelt wird.