Wer in diesem Jahr die große ImPulsTanz-Eröffnung im MAK besucht hat, kam in den Genuss, die Weine des Bio Weinguts Gruber Röschitz zu verkosten. Im Vorfeld knüpften die Winzer*innen dieses Angebot an eine Bedingung: Wir sollen sie auf ihrem Weingut besuchen. An einem spätherbstlichen Tag Ende November machten sich also Kata Anna Tüz und Tobias Kovar von ImPulsTanz auf den Weg in den Westen des Weinviertels.
Schon von weitem sichtbar steht an der Röschitzer Ortseinfahrt eines der modernsten Presshäuser Österreichs. In dritter Generation führt das Geschwister-Trio das Weingut: Maria kümmert sich um das Marketing und den Verkauf, Christian ist der Herr über die Weingärten, und Ewald ist für die Vinifizierung verantwortlich.
„Ein Jahr nach der Übernahme des Betriebs von unseren Eltern war 2013 die Umstellung auf organische Bewirtschaftung ein ganz wichtiger Schritt. Nicht nur aus Nachhaltigkeits-Gründen. Die Qualität des Weins basiert auf der Arbeit in den Weingärten. Darauf wollten wir uns fokussieren.“
Der Neubau des Weinguts nach ökologischen Grundsätzen sei eine Konsequenz gewesen. „So einen Umbau macht man nur einmal in seinem Leben. Deswegen haben wir uns bei der Planung jahrelang Zeit gegeben und geschaut, wie wir auch da möglichst nachhaltig arbeiten können. Laut Berechnungen der TU Wien konnten wir alleine beim Aushub der Baugrube 123.000 Tonnen CO2 einsparen. Die Photovoltaikanlage mit Speicher am Dach erlaubt es uns, den Großteil des Jahres zu 80 % energieautark zu sein. Indem wir den Weinkeller 8 Meter in die Erde gegraben haben, benötigen wir keine zusätzliche Kühlung. Auch bei der Arbeit im Weingarten überlegt Christian dreimal, ob eine Traktorfahrt wirklich nötig ist. Somit verbrauchen wir nicht nur weniger Treibstoff, sondern haben auch weniger Bodenverdichtung. Bei der Nachhaltigkeitsprüfung dachten sie zuletzt, uns muss bei der Fahrtenaufzeichnung ein Fehler unterlaufen sein, und wir konnten sagen: Nein, wir sind wirklich nur so selten gefahren.“
Maria beginnt die Tour des Weinguts in der malerischen, ans Gut angrenzenden alten Kellergasse. Dort wurde der Kellerstock des Großonkels vorsichtig revitalisiert und unterirdisch mit dem Weingut verbunden. Seit diesem Jahr bieten die Geschwister in der warmen Jahreszeit jeden Freitag Führungen an. Das Interesse ist groß: Über 3.000 Besucher*innen nahmen das Angebot in den letzten sechs Monaten in Anspruch. Das durch moderne Beleuchtung in Szene gesetzte tiefrote alte Gemäuer steht in drastischem Kontrast zum hellen benachbarten Neubau.
„Es war bei der Renovierung gar nicht leicht, eine Firma zu finden, die die Technik des Gewölben noch beherrscht.“ Im zweiten Stollen warten die Sektflaschen auf ihre Reife. „Wir keltern einen Blanc de Noirs. Dafür liegt der Sekt hier mindestens 30 Monate auf der Hefe. Die stabile niedrige Temperatur im Keller ist ideal für eine besonders feine Perlage.“ Nebenan stecken noch ein paar letzte Flaschen des aktuellen Jahrgangs in sogenannten Rüttelpulten. Die Sektherstellung ist akribische Handarbeit. „Ewald hat mal mitgezählt: Rund fünfzig Mal fasst er jede Flasche an, bevor sie degorgiert werden kann.“
Durch eine Tür gelangt man in den Neubau. Die Dualität zwischen traditioneller Handarbeit und moderner Technik wird hier besonders offensichtlich. Das Presshaus ist von Edelstahl geprägt. Marias Bruder Ewald ist gerade dabei zu reinigen. „In den alten Kellern war das mit der Hygiene nicht so leicht, dabei ist saubere Arbeit bei der Weinerzeugung das Wichtigste.“ Hoch über den Köpfen thront Österreichs modernste Traubenübernahme. Weltweit gibt es von Geräten in dieser Ausführung überhaupt nur zwei. „Die Technik erlaubt es uns, die Trauben unmittelbar nach der Ernte, wenn sie die ideale Reife haben, und mit bloßer Schwerkraft, in die Presse zu befördern. Es wäre schade, wenn das ganze Jahr im Weingarten hart gearbeitet wird, damit die Trauben gesund bleiben, und sie dann zum richtigen Zeitpunkt nicht geerntet werden können, weil wir die Kapazität zur Weiterverarbeitung nicht haben.“ Auch die pneumatischen Pressen arbeiten besonders schonend. „Ewald versucht möglichst wenig im Keller einzugreifen, und so die Trauben und den Boden, auf dem sie gewachsen sind, sprechen zu lassen.“
„Einen Großteil der Pressrückstände holt Georg Gilli und bringt sie zu seiner nahe gelegenen Mühle, wo daraus Traubenkernöl gewonnen wird. Einen Teil verwenden wir wieder zum Düngen der Weingärten. Auch hier ist uns ein ganzheitlicher Ansatz wichtig.“ Über die Panoramastiege, die Besucher*innen auch außerhalb von Führungen einen Blick in die Produktion erlaubt, gelangt man zurück in den hellen Verkostungsraum wo man sich endlich von der Qualität des Endprodukts überzeugen kann. Der Lehmverputz hier wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. „Das ist das interessante an der Sache. Der Umstieg auf Bio macht nicht nur mit dem Produkt Wein etwas, sondern hat auch was mit uns als Menschen gemacht. Weil du jetzt nicht nur in deinem Bereich so denkst, sondern in allen anderen Bereichen auch. Bio soll nicht nur ein Marketingbegriff sein.“
Wer Lust hat, das Weingut selbst mal zu besuchen, kann das Dienstag bis Freitag – von April bis November auch Samstags – ohne Voranmeldung tun. Ab 8 Personen kann man gegen Voranmeldung eine Führung buchen, ab April findet jeweils eine geführte Tour immer freitags statt. Weitere Infos finden Sie unter https://gruber-roeschitz.bio/
Mit dem Rabatt-Code Impulstanz übernehmen bis 20. Dezember 2024 Gruber Röschitz die Versandkosten in ihrem Onlineshop.