Michael v. zur Mühlen, *1979, studierte Musikwissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und Musiktheaterregie an der HfM Hanns Eisler Berlin. Er inszeniert seit 2004 genreübergreifend Schauspiel, Oper und zeitgenössisches Musiktheater u.a. am Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart, der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, der Oper Leipzig, dem Nationaltheater Weimar, dem DT Göttingen, dem Staatstheater Darmstadt, der Staatsoper Berlin und der Oper Halle. Eine wichtige Rolle spielt die Auseinandersetzung mit Bertolt Brecht, dessen Werke Die heilige Johanna der Schlachthöfe, Leben des Galilei, Lehrstück und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny er inszenierte. Zur Mahagonny-Inszenierung schrieb Theater der Zeit: „Das ist Kapitalismuskritik auf der Höhe ihres Gegenstandes.“
Er ist regelmäßiger Gast bei Podiumsdiskussionen (u. a. Salzburger Festspiele, Akademie der Künste, Staatsoper Berlin, Brechthaus Berlin, Böll-Stiftung) und veröffentlichte Essays und Beiträge zu Musik und Theater in Zeitschriften wie Die Deutsche Bühne und Theater der Zeit.
In den Spielzeiten 2016/17–2020/21 war er Regisseur und Chefdramaturg im Leitungsteam der Oper Halle, deren avanciertes Programm seit dem künstlerischen Neustart im Sommer 2016 deutschlandweit große Beachtung gefunden hat und mehrfach mit Preisen und Auszeichnungen bedacht wurde. So erhielt die Oper Halle beispielsweise in der Saisonbilanz 17/18 der Zeitschrift Die Deutsche Bühne in der Kategorie Überzeugendste Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren die meisten Nennungen und wurde 2019 mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet. Das von ihm gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv angermayr/goerge/somé/traoré/vanschoor initiierte zweijährige Projekt I like africa and africa likes me. I like europe and europe likes me. zur Dekolonisierung der Oper wurde in der Saisonumfrage 2019 der Deutschen Bühne zum „innovativsten Format“ der Spielzeit gewählt.
Über Inszenierung von Verdis Aida schrieb DIE ZEIT: „Diese Aufführung markiert einen Präzedenzfall. Sie zeigt, was Oper im 21. Jahrhundert kann, wenn sie diskursiv auf der Höhe der Zeit ist und ästhetisch von bestrickender Durchlässigkeit.“ und Jürgen Otten meint in der Opernwelt über seine zuletzt an der Oper Halle entstandenen Inszenierung Im Stein: „Sehenswert: der Opernfilm Im Stein nach dem gleichnamigen Musiktheater von Sara Glojnarić und Clemens Meyer (…) ein wunderbar verrückt-absurdes Gesamtkunstwerk aus Musik, Text, Bildfantasien und politisch präzisem Kommentar.“
Neben seiner Tätigkeit als Regisseur und Theaterleiter lehrt Michael v. zur Mühlen im Bereich Regie, Dramaturgie und Theatertheorie. 2019 hatte er die Bertolt-Brecht-Gastprofessur der Stadt Leipzig inne.
In der Saison 2019/20 inszenierte v. zur Mühlen Iphigenie auf Tauris von J.W.v. Goethe am Staatstheater Braunschweig. Die für die Münchener Biennale für neues Musiktheater im Cuvilliés-Theater geplante Uraufführung opera, opera, opera! revenants and revolutions von Ole Hübner und Thomas Köck musste aufgrund von Corona verschoben werden und in eine audio-Installation überführt, die erstmal im März 2022 in München zu sehen war.
Seine Inszenierung der Musiktheater-Uraufführung Im Stein von Sara Glojnarić und Clemens Meyer hatte im Juni 2021 an der Oper Halle Premiere und wurde von der Zeitschrift die Opernwelt als „wichtiger Stream der Saison“ ausgezeichnet und für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie Ton und Medien nominiert. Der zuletzt für das Next Level Festival for Games in Kooperaton mit Dresden HELLERAU entstandene postapokalyptische Videospielessay opera – a future game ist aktuell auf Tour und ist für den Explorer Award des internationalen AMAZE Festivals for Playfull Media nominiert.
12.06.2023
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