GESCHICHTE

1984 heben der Kulturmanager Karl Regensburger und Choreograf Ismael Ivo (†) in der österreichischen Kulturmetropole Wien die Internationalen Tanzwochen Wien aus der Taufe.

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Mit einem jährlichen Performance-Programm mit mehr als 50 Produktionen in den wichtigsten Spielstätten der Stadt, über 200 Workshops und Research Projects und dem Musikprogramm Soçial zählt ImPulsTanz zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössischen Tanz und Performance weltweit.

WIE ALLES BEGANN

1984 heben der Kulturmanager Karl Regensburger und der weltberühmte Tänzer und Choreograf Ismael Ivo (†) in der österreichischen Kulturmetropole Wien die Internationalen Tanzwochen Wien aus der Taufe. Mit sechs Dozent*innen, darunter so namhafte Künstler*innen wie Joe Alegado, Germaine Acogny und Cristina Caprioli, und 20 Workshops für jedes Können entfaltet sich in Wien mit den Sommertanzwochen im Universitätssportzentrum Auf der Schmelz eine neue Tanzkultur. 1985 wird das Angebot um die Wintertanzwochen ergänzt, welche bis 1998 stattfanden.

VON DEN TANZWOCHEN ZU IMPULSTANZ UND AUF DIE ERSTE BÜHNE IN WIEN

Auf Anregung des österreichischen Dramatikers George Tabori, der zudem sein Theater Der Kreis (das heutige Schauspielhaus Wien) als Spielstätte anbietet, wird 1988 das zunehmend erfolgreiche Workshop-Festival – die Tanzwochen – um ein Performance-Programm erweitert. Erstmals geht das ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival über die Bühne, mit Werken von Marie Chouinard, Ko Murobushi (†) und Mark Tompkins. Namen, die bis heute eng mit ImPulsTanz verbunden sind.

RESEARCH ALS NEUE SÄULE

Ganz der Förderung des zeitgenössischen Tanzes verschrieben, ruft das Festival 1990 ImPulsTanz Research mit Arbeits- und Forschungsprojekten für professionelle Tänzer*innen und Choreograf*innen ins Leben – im ersten Jahr mit Susanne Linke, Nina Martin, Mary Overlie (†) und Karine Saporta als Projektmentorinnen. Herausragende Künstler*innen der internationalen Szene zeigen hier nicht nur ihre Arbeiten, sondern unterrichten fortgeschrittene Tänzer*innen und junge Choreograf*innen oder besuchen selbst die Workshops ihrer Kolleg*innen. 1996 folgt danceWEB, das Programm gibt alljährlich rund 60 Tanzschaffenden aus über 40 Ländern die Möglichkeit, sich in Wien bei ImPulsTanz weiterzubilden, zu forschen und sich zu vernetzen. Nicht wenige danceWEBer*innen zählen heute zu den bekanntesten Künstler*innen ihres Genres, und weltweit bilden sich künstlerische Strukturen um danceWEB-Alumni. Das Programm wird begleitet von jährlich wechselnden Mentor*innen, unter ihnen Wim Vandekeybus, Frédéric Gies, Anne Juren, Annie Dorsen, Mette Ingvartsen, Florentina Holzinger, Meg Stuart, Tino Sehgal, Ivo Dimchev, Chris Haring, DD Dorvillier, Trajal Harrel, Mark Tompkins, Mathilde Monnier, Jennifer Lacey, Philipp Gehmacher, Clara Furey oder Isabel Lewis.

Das ImPulsTanz Festival entwickelt sich mehr und mehr zu dem einzigartigen „Melting Pot“, der bis heute die besondere Atmosphäre des Festivals ausmacht: Interessierte Besucher*innen und internationale Tanzgrößen treffen nicht nur in den Theatern, sondern auch in den Studios, den Workshops und auf den Festivalpartys aufeinander.

2000 bündeln ImPulsTanz und die Wiener Festwochen ihre Kräfte und realisieren gemeinsam das Festival tanz2000.at mit zahlreichen Ausstellungen, Gastspielen, Auftragsarbeiten, Laboren, Research Projects und Workshops von Mai bis August 2000.

RAUF INS ARSENAL, RAUS INS MQ

Ebenfalls im Jahr 2000 findet das Workshop-Programm im Arsenal – in den Werkstätten der Bundestheater sowie in den Probebühnen des Wiener Burgtheaters (heute ART for ART) – eine neue Heimat. 2001 unternimmt ImPulsTanz einen weiteren Schritt nach draußen und eröffnet das Festival erstmals mit einem Open-Air-Event im Haupthof des brandneu eröffneten MuseumsQuartier Wien, choreografiert von der österreichischen Choreografin Christine Gaigg. Ebendort folgten bei freiem Eintritt und draußen gefeierte Shows und Produktionen von Roysten Abel, Wim Vandekeybus, Terence Lewis, Trajal Harrel, Florentina Holzinger, der Musikerin Peaches mit Keith Hennessy und Doris Uhlich.

FÖRDERUNG JUNGER TALENTE

Einen weiteren Schritt setzt ImPulsTanz 2001 mit der Etablierung der [8:tension] Young Choreographers’ Series, die eine neue Generation von Choreograf*innen und Performance Artists einlädt, ihre Arbeiten innerhalb des Festivalprogramms zu zeigen, sich auszutauschen und mehrwöchige Arbeits- und Forschungsaufenthalte in Form von Residencies zu nutzen. Die Sichtbarmachung und Förderung der jungen Generation ist 2008 auch Motor für die Gründung des Prix Jardin d’Europe – European Prize for Emerging Choreography im Rahmen des mit dem Festival assoziierten EU-Netzwerks Jardin d’Europe (heute Life Long Burning) mit Partnerorganisationen aus 10 Ländern von Schweden bis Bulgarien. 2018 wird der Preis als ImPulsTanz – Young Choreographers’ Award neu ausgelobt. Die mit einem Geldpreis und einer Artistic Residency dotierte Auszeichnung ist zu einem wichtigen Schritt zur Förderung des Tanznachwuchses in Europa und darüber hinaus geworden. In der Szene etablierte Künstler*innen wie Akram Khan, Olivier Dubois, Irina Müller, Ann Liv Young, Jule Flierl, Florentina Holzinger, Ligia Lewis, Dana Michel, Thibault Lac u. v. m. haben ihre frühen Arbeiten im Rahmen der [8:tension]-Reihe präsentiert und einem breiten Publikum neue Ästhetiken eröffnet.

DAS MUSIKPROGRAMM IMPULSTANZ SOÇIAL

Auch die Musikschiene ImPulsTanz Soçial erfreut sich zunehmend größerer Beliebtheit und entwickelt sich seit 2005 mit der ersten Edition der ImPulsTanz Festival Lounge – damals noch in der Ovalhalle des MuseumsQuartiers, mittlerweile im Burgtheater Vestibül zuhause – endgültig zum Fixstern des Wiener Partysommers. Darüber hinaus finden zwei Mal im Festivalsommer die legendären ImPulsTanz Partys statt, mit Musik u. a. von Shootingstars wie Peaches, GNUČČI, FVLCRVM, Lou Asril, UNIIQU3, Dorian Concept, Mavi Phoenix, Cecile Believe, Catnapp, Austrian Apparel, Sofa Surfers, Sixtus Preiss, Cody ChesnuTT, DJ Kormac und Amadinda Sound System.

EINMALIGE FORMATE UND BAHNBRECHENDE PROJEKTE

Nicht nur das internationale Tanzschaffen steht bei ImPulsTanz im Rampenlicht, sondern auch die Arbeiten in Österreich lebender Künstler*innen. In diesem Sinne übernimmt das Festival 2012 die Gastgeberrolle der Choreographic Platform Austria*. Neben zahllosen Bühnenarbeiten werden 21 Arbeiten im eigens kuratierten und gestalteten Österreich Pavillon als künstlerische Produktionsstätte im ehemaligen Ballsaal Gschwandner in Ottakring präsentiert. Bei einer erneuten Ausgabe im Jahr 2023 sind Chris Standfest und Rio Rutzinger von ImPulsTanz Teil des kuratorischen Teams der CPA.

Seit 2013 treibt ImPulsTanz den Dialog zwischen Choreografie und bildender Kunst voran. Dafür werden Kooperationen mit u. a. dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, dem MAK – Museum für angewandte Kunst, dem Leopold Museum, dem Kunsthistorischen Museum, dem Weltmuseum Wien, dem Belvedere 21, dem OstLicht, der Künstlerhaus Factory und der Wiener Secession initiiert. Durch die Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum seit 2023 nehmen auch die Genres Film und Video einen Fixpunkt im Programm ein.

Zudem haben auch ältere oder jüngere tanzhistorisch wichtige Werke ihren Platz bei ImPulsTanz und erhalten 2014 unter dem Label ImPulsTanz Classic eine eigene Programmschiene.

NEUES AUS DEM WORKSHOP-DEPARTMENT

Seit 2014 gesellt sich zum danceWEB-Programm jährlich das choreografische Trainingsprogramm ATLAS – create your dance trails. Dieses richtet sich dezidiert an Künstler*innen mit ersten choreografischen Erfahrungen. Zudem werden im Jahr 2021 die Gruppenangebote Team up! (bis 2023) und ImPacT in das vielseitige Aus- und Fortbildungsprogramm von ImPulsTanz aufgenommen. Ergänzt wird das Programm durch wechselnde Teacher Trainings.

Um den Dialog zwischen zeitgenössischem Tanz und bildender Kunst zu intensivieren, konzipiert ImPulsTanz gemeinsam mit Tino Sehgal 2016 die fünfwöchige Workshop- und Research-Reihe visual arts X dance. Unter den Dozent*innen befinden sich Größen wie Hans Ulrich Obrist, Jennifer Lacey, Klaus Biesenbach und Maria Hassabi. Die Reihe wird seither als eigenes Workshop- Department weitergeführt. Aber ImPulsTanz streckt auch in andere Kunstdisziplinen seine Fühler aus. In diesem Sinne gesellt sich seit 2018 das Department music X dance zum Workshop-Programm.

2017 startet die schnell zum Publikumsliebling avancierte Reihe Public Moves. An verschiedenen Outdoor-Locations in Wien werden täglich und gratis unterschiedlichste Tanzklassen von ImPulsTanz-Dozent*innen angeboten. 2020 und 2021 findet Public Moves u. a. in Kooperation mit dem Kultursommer – Wien dreht auf! statt. Im Jahr 2024 geht Public Moves bereits vor dem Festival erstmals auf Tour, nach Klagenfurt, Linz und Salzburg.

Ein weiteres, äußerst beliebtes Gratis-Angebot wird zum ersten Mal 2018 umgesetzt: der Freestyle Dance Contest. Dort treffen Tänzer*innen aller Stile, jeden Levels und Alters aufeinander, um um den Hauptpreis – eine Residency bei ImPulsTanz – zu tanzen.

AUSZEICHNUNGEN (AUSWAHL)

2012 wird ImPulsTanz mit dem Bank Austria Kunstpreis, Österreichs höchst dotiertem Preis im Kunstbereich, ausgezeichnet.

ImPulsTanz wird vier Mal (2010, 2011, 2012 und 2023) mit dem Kulturplakatpreis ausgezeichnet und bekommt 2019 den Erasmus+ Award im Bereich Bildung verliehen.

2021 werden Karl Regensburger und Ismael Ivo (†) mit dem erstmals ausgelobten Österreichischen Kunstpreis für darstellende Kunst ausgezeichnet.

2023 wird Karl Regensburger mit dem Prix de la Danse de Montréal in der Kategorie Contribution Exceptionelle geehrt.