Claire Lefèvre
Care Work for exhausted Freelancers and overwhelmed Artists

© Öncü Gültekin
O
Week 1, 15.7.–19.7.2024
13:50–16:50 / XL
Arsenal C
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Dieser Workshop ist eine Untersuchung von Care als Methodik im Prozess der Herstellung von Performances. Er schlägt vor, dass wir uns weg von ausbeuterischen kapitalistischen Strukturen und hin zu vernetzten und nachhaltigen Praktiken bewegen können, indem wir Fürsorge, bzw. Care, in den Mittelpunkt unserer künstlerischen Prozesse stellen. Wir werden untersuchen, wie (un-)unterstützend die Umgebungen sind, in denen wir gegenwärtig Arbeiten machen und gemeinsam darüber spekulieren, wie viel fürsorglicher, zugänglicher und angenehmer diese sein könnten. Dies ist eine Einladung, Produktionsmodelle aus einer queer-feministischen Perspektive neu zu denken: Sie ist inspiriert von der Arbeit von Crip- und Femme Survivors wie Leah Lakshmi Piepzna-Samarasihna, radikalen Black mothers wie Alexis Pauline Gumbs und beruft sich auf queere Care-Strukturen, die von Leuten wie Sophie Lewis und The Care Collective entwickelt wurden. Die Beschäftigung mit Care-Arbeit ist nicht nur für das Überleben von Performance-Künstler*innen notwendig, deren Arbeitsbedingungen notorisch prekär sind, sondern sie ist auch ein radikaler Akt der Anerkennung der Reproduktionsarbeit, die Teil der Performance-Kunst ist. Indem wir diese Arbeit aufwerten und in den Kern unserer künstlerischen Praktiken integrieren, entfernen wir uns von hetero-patriarchalen und produktionsgetriebenen Modellen und nähern uns queeren und interdependenten Methoden an, bei denen das „Wie wir etwas tun“ genauso wichtig ist wie das, was wir überhaupt tun. 

Vom Schreiben von Konzepten über die Planung von Proben bis hin zur Erholungsphase werden wir lernen, wie wir für uns selbst, unsere Mitarbeiter*innen und das gesamte Performance-Feld eine nährende Arbeitsumgebung schaffen können. Inspiriert von Claires laufenden Forschungen zum Thema Care im Performancebereich, ihrer Arbeit als Performance-Doula sowie ihrer praktischen Erfahrung als Performerin, Choreografin und Tanzkritikerin, werden die Workshops theoretische Unterstützung, praktische Strategien und somatische Übungen bieten. Jede Sitzung befasst sich mit einem spezifischen Thema, das mit der Care-Arbeit zusammenhängt, und ermutigt die Teilnehmer*innen, ihre eigene Praxis aus einem intersektionalen Blickwinkel zu reflektieren.

Der Workshop umfasst Lektüre, Schreibübungen, Gruppendiskussionen und somatische Arbeit. Wir werden uns auch in praktischer Pflege üben: wir werden ein Nickerchen machen, uns die Nägel lackieren und uns gegenseitig leise vorlesen. Die Arbeitssprache wird Englisch sein. Der Workshop richtet sich an diejenigen, die mit Performance als Medium arbeiten, ist aber offen für alle, die an Care-Arbeit und nachhaltigen kollaborativen Prozessen interessiert sind. Der Workshop ist eine Mischung aus Theorie und Praxis: In jeder Sitzung wird ein ausgewählter Text aus einer Care-Bibliothek als Ausgangspunkt für Diskussionen und Experimente verwendet. Claire gibt Methoden weiter, die sie in ihrer eigenen Performance-Forschung entwickelt hat: praktische Hilfsmittel, choreografische Partituren, Schreibübungen und übersetzt diese Konzepte in somatische Praktiken, bei denen Ruhe, Körperpflege und Sinneswahrnehmung im Mittelpunkt stehen.

Claire Lefèvre
© Franzi Kreis
© Hanna Fasching
© Hanna Fasching